Ein interessanter Artikel über die aus Ungarn stammende, in München lebende Künstlerin Krisztina Dózsa-Farkas. Ihre künstlerische Auffassung zeichnet sich durch: "Faszination für die Spannung von Flächen im Zusammenspiel von Konkav und Konvex, Lichtkanten und Körpern im Raum." (Krisztina Dózsa-Farkas)
Annette Romming: Kunst anders betrachtet
Die Künstlerin zeigt in ihren Arbeiten keine direkte Meinung oder Einstellung vor, wie es doch oft in bekannten Werken der Fall ist. Stattdessen möchte sie durch harmonische Anordnung von geschwungenen Streifen und besonders durch deren Richtung, Beziehung zwischen Vorder- und Hintergrund und der Farbwahl einen Denkanstoß liefern. Wir haben uns mit Krisztina Dózsa-Farkas über ihre Kunst unterhalten.
Warum sind Sie Künstlerin geworden?
Schon als kleines Kind konnte ich sehr schön malen und erntete dafür Lob und Bewunderung. Ich nahm an Zeichenwettbewerben teil, gewann die Teilnahme an einem Künstlerlager für Kinder und entdeckte so nach und nach meine Begabung. Stetig wuchs mein Interesse an der Kunst, sodass ich auf ein Gymnasium mit künstlerischem Schwerpunkt in Budapest aufgenommen wurde. Ich traf mich in Arbeitsgruppen zum Zeichnen, Malen und Modellieren, nahm an weiteren Küstlerlagern in den Ferien teil und lernte die verschiedensten Techniken kennen. Kunst füllte mich und mein Leben vollständig aus, und die Möglichkeit Dinge zu gestalten, war ein tolles Erlebnis abseits des Unterrichts, sodass ich auch etwas Kreatives studieren wollte.
Die Hochschulausblidung in Budapest war und ist im Vergleich zu Deutschland deutlich künstlerischer insbesondere im Grundstudium. Im Laufe des Studiums entfernte mich mein Fachbereich Verpackungsdesign ein Stück weit von der Malerei, die ich so mochte. Nach mehreren Jahren als Verpackungsdesignerin und Grafikerin kam nach der Geburt meiner Kinder der Drang zurück, etwas zu gestalten um meine Gefühle auszudrücken. So begann ich wieder zu malen und begab mich auf die Suche nach meinem eigenen Stil, den ich ständig versuche zu verfeinern und weiterzuentwickeln. Aber letztlich bin ich Künstlerin geworden, weil ich den Menschen etwas zeigen möchte.
Wann war es für Sie klar, dass Sie Künstlerin werden?
Der erste entscheidende Schritt war, als ich auf die Hochschule für Angewandte Kunst aufgenommen wurde. Aber richtig als Künstlerin gefühlt habe ich mich, als ich den Mut hatte, öffentlich zu meinen Bildern zu stehen und mich der Kritik zu stellen, als ich begann Ausstellungen zu machen. Ab diesem Moment habe ich nicht mehr nur für mich gemalt, sondern um anderen etwas zu zeigen und zu geben.
Was bedeutet gute Kunst für Sie?
Für mich persönlich ist gute Kunst, was Gefühle in mir auslöst, was mich auf neue Gedanken bringt. Kunst muss mich überwältigen oder beeindrucken.
Gibt es ein Kunstwerk in Ihrem Leben, das Sie besonders beeindruckt hat?
Nein, ich kann kein einzelnes Objekt nennen, das mich in besonderem Maße beeinflusst hätte. Sehr wohl aber hat das Werk einzelner Künstler starke Wirkung auf mich gehabt. Zuallererst muss ich Victor Vasarely nennen, dessen konstruierte geometrische Bilder trotz Abstraktion eine unglaubliche räumliche Wirkung haben.
Und natürlich ist da mein Mentor und Meister János Fajó, in dessen Künstlerlagern in Encs ich als Kind war. Er hat mich später an der Hochschule unterrichtet, und verfolgt auch heute noch meine Arbeit. Er hat mich damals wie heute unterstützt und ermutigt.
Auch Bálint Józsa, der mich in die Welt der Bildhauerei eingeführt hat, ist zu nennen. Von ihm habe ich die Faszination für die Spannung von Flächen im Zusammenspiel von Konkav und Konvex, Lichtkanten und Körpern im Raum.
Welchen Einfluss hatten diese Werke auf Ihre Arbeiten?
Meine Art mit Farben zu arbeiten und damit Tiefe zu erreichen ist auf Vasarely zurückzuführen. Mit “reinen Formen”, Symmetrie und Flächen zu arbeiten, ist von Fajó beeinflusst. Das Bedürfnis, Tiefe zu erzeugen und mit überspannten Linien, konkav und konvex Spannung aufzubauen, ist sicher Józsas Arbeit verdanken. Im Gegensatz zu all diesen Vorbildern ist mein Ziel allerdings, mit meinen Bildern konkrete Gefühle heraufzubeschwören.
Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Ich male mit Pinsel und Acryl auf Leinwand. Meine Bilder sind die abstrakte Darstellung konkreter Gefühle mit Hilfe von freien geometrischen Formen und nuanciert abgestimmten Farben. Wichtig für meine Bilder ist das Spannungsfeld aus Handarbeit und Perfektion.
Wieso gerade diese Technik?
Die Technik entwickelt sich zusammen mit meinem Stil und ist die einzige Art, um das auszudrücken, was ich will. Das Streben nach Perfektion bestimmt meine Arbeit. Dafür ist es nötig, die Farben mehrmals zu übermalen. Zum einen, um vollkommen deckende und weitestgehend homogene Flächen zu erreichen. Zum anderen, um mich an die perfekt abgestimmte Farbharmonie mit ihren sehr feinen Abstufungen heranzutasten. Winzige Farb- oder Helligkeitsfehler innerhalb der Skala können die Wirkung eines Bildes zerstören. Erst wenn die Farbreihen meinen Vorstellungen entsprechend fehlerfrei sind, ist ein Bild fertig.
Was wollen Sie mit Ihren Arbeiten beim Betrachter erreichen?
Mir ist wichtig, was meine Bilder den Betrachter sehen lassen, nicht was man vordergründig sieht. Es geht mir nicht darum, eine Meinung oder Weltanschauung zu verkünden, vielmehr gebe ich Themen vor; Stimmungen oder Verhältnisse, aus denen sich Assoziationsketten entfalten können. Mir geht es darum, mit maximaler Abstraktion ein Erkennen zu ermöglichen. Meine Bilder sind ein Angebot, verschiedene Zusammenhänge zu erkennen und das tut jeder auf seine eigene Weise – geführt von den eigenen Erfahrungen.
Sie sollen mit ihrer klaren Ästhetik Harmonie ausstrahlen. Ich will den Menschen Schönes und Gutes geben, nicht verstören, schockieren oder sie vorführen. Meine Kunst soll uns mit positiven Gefühlen bereichern, bezaubern, begeistern, gefangen nehmen.
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