Montag, 9. November 2015

deutsch-ungarische Kunstbeziehungen - Projekt


ART COLOGNE 2015

 

              So ticken die Ungarn

– oder auch nicht

 

Im Rahmen des Projekts deutsch-ungarische Kunstbeziehungen im 20. und 21 Jahrhundert

zusammengestellt und veröffentlicht von Szilvia Rad

 

Dieses Jahr ist die ARTCOLOGNE neben ihren zahlreichen Ausstellern auch mit der ungarischen Sonderschau „Bookmarks“ vertreten. Präsentiert werden dort Impressionen ungarischer Neo-Avantgarde und Konzeptkunst ab den späten 60er Jahren bis heute. Doch was ist das Besondere an dieser „Sonder“-schau?

Fragt man Besucher der direkt am Eingang liegenden Ausstellung, hört man vor allem Attribute wie: „vielfältig“, „von allem etwas“ und „bunt“ – dieser Eindruck kommt insbesondere dadurch zustande, dass nicht ausschließlich ein Genre an Kunstwerken bedient wird, sondern Fotografien, abstrakte Gemälde sowie Skulpturen und andere skurrile Neuschöpfungen.

Orsolya Hegedus aus Ungarn betreut die Ausstellung und erzählt mir mehr über die ungarische Kunst: Was macht sie in ihren Augen so besonders? Der politische Background ist unter anderem für sie ein wichtiger Aspekt. Aber darauf solle man sich keineswegs beschränken. „Ungarn besteht aus vielen Einflüssen. Und diese sind nicht zu verallgemeinern – ein Mix aus unterschiedlichen Künstlern mit unterschiedlichen Geschmäckern.“ Darüber hinaus betont sie auch die Freiheit, die diese Ausstellung unterstreichen möchte – zu der Schaffenszeit wurden viele Schauen des herrschenden Regimes verboten, sodass Künstler oft nur isoliert arbeiten konnten. Ein Befreiungsschlag für die ungarische Kunst sozusagen und vielleicht sogar eine Art Mahnmal für die Zeit vor der wiedererlangten Freiheit.

Ob sie sich selbst als Ungarin fühlt, möchte ich wissen. „Im weitesten Sinne, ja. Aber es ist schwierig, weil damit oft noch viele politische Gegebenheiten der damaligen Zeit verbunden werden. Ich bin hier geboren und mag die Kultur – aber fühle mich vielmehr als Europäerin, als Mensch.“

Letztendlich ist das Besondere der Ausstellung vielleicht, dass es gar nichts Besonderes darstellen will und einfach Raum haben möchte, um zu sein – so wiees damals einfach nicht möglich war. Und auch soll es nichts typisch Ungarisches transportieren, sondern vielmehr kreative Arbeiten von Menschen, die endlich die Möglichkeit haben, ihre Kunst als „BOOKMARKS“, als einige Eindrücke wie „Lesezeichen“ in einem großen Buch, zur Schau zu stellen.      

Autorin: Nina Jerko

Quelle: http://journalcologne.hmkw.de/kunstundkoeln/2015/04/19/so-ticken-die-ungarn-oder-auch-nicht/

Editorin/Redakteurin: Dr. Szilvia Rad ungarische Kunsthistorikerin, Expertin für deutsch-ungarische Kunst- und Künstlerbeziehungen,  lebt und arbeitet seit 20 Jahren in Bayern

 


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